1986 gründeten Eltern acht unterschiedlich behinderter Menschen den Verein Werkstadthaus Hamburg. Ziel des Vereins war und ist eine sinnvolle Arbeit, die angemessene Anerkennung und Bezahlung der Arbeitsleistung, eine vorbildlich pflegerische Betreuung sowie Integration ihrer Kinder in die Nachbarschaft durch Offenheit nach außen. Dazu gründeten sie ein kleines Hotel, das Stadthaushotel. Hier arbeiten Menschen mit und ohne Handicap zusammen, so haben neun der zwölf Mitarbeiter geistige und körperliche Behinderungen. Einige der Mitarbeiter leben der Wohngruppe in der Holstenstrasse 116 zusammen. Für die schwerstmehrfachbehinderten Frauen der Wohngruppe wurde eine Tagesförderung eingerichtet, in der künstlerisch wertvolle Produkte angefertigt werden. Im Jahr 2001 ging die Verantwortung für das Werkstadthaus von den Gründungseltern auf den Verein jhj Hamburg über. Die Eltern engagieren sich weiterhin in einem Förderkreis, der dem Werkstadthaus e.V. angegliedert ist.
- Bericht: Förderkreis Werkstadthaus Hamburg Open or Close
Bitte richten Sie Ihren Blick auf den neben stehenden aus Ton geformten kleinen Zwerg. Sie merken, das ist kein normaler Gartenzwerg. Ohren, Nase und Zipfelmütze sind zu groß, die Augen zu klein. Er faltet die Hände, und zeigt deutlich, dass Zwergenfleiß nun gerade nicht zu seinen Kerneigenschaften gehört. Aber er schaut offen, aufmerksam und freundlich auf die Welt. Alles an ihm zeigt, dass er einmaliger Zwerg ist, ein, wie wir finden, trotz der eingebrachten Ironie ansprechendes, anspruchsvolles Unikat. Und man merkt ihm ganz sicherlich nicht an, dass er in Handarbeit von zwei stark behinderten Frauen zusammen mit ihrer Betreuerin im Werkstadthaus Hamburg angefertigt wurde. Das Beispiel soll das Ziel des Vereins für die von ihm betreuten geistig behinderten Menschen zeigen.
→ Sie sollen bei arbeitstherapeutischer Beschäftigung anspruchsvolle und sinnvolle Produkte herstellen, → eine entsprechend ihren Fähigkeiten (mitreißende Freundlichkeit und Ehrlichkeit) angemessen bezahlte Arbeit erhalten, → weniger durch ihre Behinderungen, als durch eine besonders schöne Gestaltung ihrer Umgebung auffallen, → vorbildlich pflegerisch betreut werden, → die Anerkennung und Zuneigung der Nachbarn und Bewohner des Stadtteils gewinnen, → ihre Probleme und Behinderungen nicht verstecken, sondern Lösungen aufzeigen und auch für Probleme anderer offen sein, → durch Offenheit nach außen vielfältige Anregungen erhalten und geben.
Dazu betreibt der Verein, der 1986 von Eltern acht unterschiedlicher behinderter Menschen im Alter von jetzt 35 bis 41 Jahren gegründet wurde, hier in Hamburg eine Wohngruppe in der Holstenstrasse 116. Dort befindet sich auch ein kleines Hotel – das Stadthaushotel – mit 21 Betten, in dem wir behinderten und nichtbehinderten Gästen eine Übernachtungsmöglichkeit bieten. In dem Hotel arbeiten u.a. 6 geistig behinderte Menschen, davon 4 aus der Wohngruppe
Für die beiden schwerstmehrfachbehinderten Frauen der Wohngruppe wurde eine Tagesförderung eingerichtet, in der künstlerisch wertvolle Produkte angefertigt werden. Weiterhin befindet sich in der Wohngruppe eine kleine Wäscherei, in der auch die Hotelwäsche gepflegt wird.
Im Jahr 2001 ging die Verantwortung für das Werkstadthaus von den Gründungseltern auf den Verein jhj Hamburg über. Die Eltern engagieren sich weiterhin in einem Förderkreis, der dem Werkstadthaus e.V. angegliedert ist.
Das Leben in der Wohngruppe ist von der Vielfalt der Bewohner geprägt. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Begabungen und Behinderungen und ihrer ausnahmslos großen Freundlichkeit und unbestechlichen Ehrlichkeit ist das Zusammenleben in einer liebevollen Atmosphäre abwechslungsreich und nie langweilig. Bereichert wird das Zusammenleben insbesondere durch den täglichen Kontakt mit den Hotelgästen, aber auch durch die unterschiedlichen Hobbies der Bewohner (klassische Musik, Tierpark, Schwimmen, Malen, Lesen, Tanzen) denen sie mit individuell mehr oder weniger erforderlicher Unterstützung durch die Betreuer nachgehen können. Ein Teil der Bewohner kennt sich schon seit über 35 Jahren aus Kindergarten- und Schulzeit in einer Behinderteneinrichtung.
Die gute Stimmung macht es offensichtlich auch den Betreuern leicht, gerne bei uns zu arbeiten.
Seit der Gründung wurde das Projekt oder am Projekt beteiligte Personen mit dem Bürgerpreis, dem Senator Neumann Preis, dem goldenen Chromosom und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Quelle: Henning Born, Mitbegründer des Vereins Werkstadthaus und Mitglied im Förderverein
Ein kleiner Abriss unserer Geschichte
- 1987 Gründung des Vereins Werkstadthaus Hamburg – gemeinsames Wohnen und Arbeiten behinderter Bürger e.V. von Eltern behinderter junger Menschen, mit dem Ziel ihren Kindern eine tragfähige Verbindung von Arbeit und Wohnen zu ermöglichen
- 1987 Planung des Hotelvorhabens
- 1991 Grundsteinlegung des Stadthaushotels
- 1993 Eröffnung des Hotels Stadthaushotel;
- 1993 Auszeichnung mit dem Anerkennungspreis des Hamburger Bürgerpreises
- 1994 Auszeichnung mit dem Senator-Neuman-Preis
- 2000 Integration des Vereins Werkstadthaus Hamburg e. V. in den Verein jhj Hamburg
- 2000 Ausbau und Erweiterung des Hotelangebotes
- 2002 DEHOGA Zertifizierung als Drei-Sterne-Hotel
- 2006 Auszeichnung der Internetseite des Stadthaushotels mit dem BIENE-Award
- 2008 Landessieger für das Bundesland Hamburg, beim Wettbewerb Mutmacher der Nation
- 2009 Bundesverdienstkreuz für Henning Born, Mitbegründer des Stadthaushotels
- 2013 Jubiläum 20 Jahre Stadthaushotel Altona